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Haus Liechtenstein: Ein mitteleuropäisches Adelsgeschlecht

Der Ursprung eines der ältesten Häuser Mitteleuropas liegt wohl im steirisch-niederösterreichischen Grenzgebiet. Obwohl ihnen einst fast ein Drittel von Mähren gehört hatte, waren sie siebenhundert Jahre lang in Feldsberg, dem heutigen Valtice daheim, dessen Umgebung sie kultiviert und zu einem riesigen komponierten Landschaftspark geformt haben. Dieses Gelände, das Areal Lednice-Valtice ist beinahe doppelt so groß wie das heutige Fürstentum Liechtenstein.

Soldaten und Ökonomen mit einem Sinn für Schönheit

Das Moto „Der Sohn dem Vater, der Bruder den Brüdern“ krönt die auf einer Anhöhe oberhalb von Lednice-Valtice befindliche Reisten-Kolonnade. Wer den Hügel zwischen den Weingärten besteigt, kann, ähnlich wie einst Johann I. Josef Fürst von Liechtenstein, die gesamte malerische, sorgfältig konzipierte und modellierte Parklandschaft des Areals Lednice Valtice übersehen. Johann I. Josef, der die Kolonnade in der Zeit von 1817 bis 1823 zu Ehren seiner verstorbenen Brüder und seiner Vorfahren erbauen ließ, war ein Feldmarschall und hatte in der berühmten Schlacht bei Austerlitz, dem heutigen Ort Slavkov, das österreichische Heer gegen Napoleon befehligt. Nach Aufhebung des Kriegszustands kehrte er nach Feldsberg (Valtice) und Eisgrub (Lednice) zurück und nahm eine Umgestaltung ihrer Umgebung in Angriff. Er ließ das Umland in eine herrliche, durch zahlreiche romantische Bauwerke bereicherte, komponierte Landschaft umwandeln, die wirtschaftliche Funktionalität mit der Ästhetik und mit einer geheimnisvollen Symbolik verband. Johann I. Josef und den zahlreichen renommierten Architekten, die er in seinen Dienst berufen hatte, ist es zu verdanken, dass es heutzutage möglich ist, im Areal Lednice Valtice zahlreiche märchenhafte Bauten zu bewundern: etwa die Hansenburg, den Diana und Apollotempel, bzw. das berühmte Minarett, das den Ausblick beherrscht, der sich von den repräsentativen Räumen des Schlosses Lednice aus bietet. Wer jedoch glaubt, die Umgebung der adeligen Residenzen wäre nur eine Augenweide, ein Jagdrevier oder für Ausflüge gedacht, der hat ein völlig falsches Bild. Die Landschaft musste von den adeligen Herren so verwaltet werden, dass sie nicht nur schön war, sondern auch Nutzen brachte. Irgendwo mussten ja die Mittel herkommen, die notwendig waren, um etwa die Sommerresidenz von Lednice nach der damaligen Mode umzubauen. In der Gegend von Valtice und Lednice florierten die Forst-, Land-, Teichwirtschaft, die Schaf-, Rinder-, sowie die Pferdezucht. Für die Pferde wurde in Schlossnähe ein vornehmes Palais erbaut, das eine Reitschule und Reitställe beherbergte. Diesen edlen Tieren begegnet man im Schlosspark selbst heutzutage – bei einer Kutschfahrt durch den Schlosspark oder direkt im Sattel in einem nahe liegenden Hippoclub.

Liechtensteinische Bäume für den Eisenbahnbau

Auf die am Unterlauf der Thaya wachsenden, wertvollen Auwälder war die Familie Liechtenstein schon immer stolz. Während die Herrschaft des erwähnten Johann I. Josef der Landschaft malerische Bauwerke, Pavillons und Gartenhäuschen (sogenannte Salettl) brachte, verdankt der Landschaftspark die vielen interessanten exotischen Gehölze seinem Bruder und Vorgänger Alois Josef, der sie dort angepflanzt hatte. Denn ganz zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte er nach Amerika eine Expedition entsandt, an der auch Josef van der Schott, Obergärtner des botanischen Gartens der Universität Wien teilnahm. Ihm wurde aufgetragen, schnell wachsende Gehölze mitzubringen, die den Zustand und den Ertrag der liechtensteinischen Forste verbessern würden. Im Laufe von 4 Jahren schickte die Expedition 130 Fässer und Kisten voller Samen nach Valtice, die in Baumschulen kultiviert und in ganz Europa verkauft wurden. Die vom liechtensteinischen Gutsbesitz stammenden Gehölze halfen mit, Mähren an die Eisenbahn – ein damals revolutionäres Transportmittel – zu erschließen. Das Holz wurde für Bahnschwellen verwendet und hatte die Lokomotiven so lange beheizt, bis die Bahn nach Ostrau und Umgebung zu den dortigen Kohlebergwerken gelangt ist. Der Bahnbau hat die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass das vormals barocke Schloss in die Form verwandelt werden konnte, wie wir sie heute kennen, nämlich in eine märchenhafte neugotische Residenz, deren Erscheinungsbild englischen königlichen Palästen oder den dortigen historischen Universitäten Oxford bzw. Cambridge ähnelt. Auch der Schlosspark Lednice kam nicht zu kurz – die exotischen Gehölze und ihre kompositorische Einbeziehung verhalfen ihm zu noch mehr Attraktivität. Der Jahreszeitenwechsel verstärkt diesen Zauber noch.

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