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Palmenhaus und Orangerie: Exotisches Paradies vor der Haustür

Essbare Nutz- sowie Zierpflanzen aus entlegenen Winkeln der Welt gehören heute wie damals zum Garten. Wir verdanken sie dem Adel. Bei ihm waren exotisch aussehende und schmackhafte Früchte immer begehrt. Denn er wollte, dass sie prunkvolle Festtafeln schmückten und vornehme Gäste beeindruckten. Damit die empfindlichen Pflanzen den Winter gut überstehen, wurden für sie Gewächshäuser und Orangerien gebaut, die so schön waren, dass sie mit den majestätischen Palästen mithalten konnten.

Verschmelzung von Schönheit, Nutzen und technischer Innovation

Wer ein Gewächshaus besucht, in dem Palmen, Bananenstauden bzw. urtümliche Palmfarne wachsen, betritt eine andere Welt. Man wird manchmal an einen tropischen Dschungel erinnert, ein andermal von der Atmosphäre des britischen Cream Tea mit Hercule Poirot Geschichten empfangen. Der Besitz exotischer Pflanzen war einst eine Prestigefrage. Hoch im Kurs standen beim Adel ab dem 16. Jahrhundert besonders die Zitrusfrüchte – sog. „Goldene Äpfel.“ Laut einer antiken Sage soll sie Herkules durch List aus einem streng bewachten Garten der Hesperiden erlangt haben. Gerade für sie entstanden die hübschen Orangerien. Mit der Entwicklung des Transportwesens fiel die Gefahr weg, dass die Zitronen und Orangen unterwegs verderben, bis sie auf den Tisch kommen. In dieser Zeit kamen die Zitrusfrüchte aus der Mode, um Zierpalmen, Orchideen und Farnen Platz zu machen, die bei den Sammlern damals ähnlich beliebt waren wie heutzutage Kunst-, Porzellangegenstände oder Briefmarken.

Es war technisch nicht einfach für die Pflanzen gute Lebensbedingungen zu schaffen, in denen ihnen nichts fehlt. Beim Bau des Gewächshauses waren die Planer mit der Notwendigkeit konfrontiert, hinter den Glasscheiben ein geeignetes Klima aufrechtzuerhalten, das mit der Außenwelt oft stark kontrastierte. Das war in einer Zeit, als es noch keinen Strom gab, eine Herausforderung. Die Gewächshäuser wurden mit Öfen beheizt und, um Wärme weiterzuleiten und entsprechend zu verteilen, wurden Heißwasser, Heißluft bzw. sonstige ausgeklügelte Systeme verwendet. Die Anlagen werden heutzutage zwar nicht mehr benutzt, jedoch vielerorts erhalten, um daran zu erinnern, wie tüchtig und einfallsreich unsere Vorfahren waren. Als Beispiel wäre die, im Jahre 2002 renovierte, Orangerie von Schloss Hof zu nennen.

Japanische winterblühende Schönheiten und Saurier der Pflanzenwelt

Eine Schwester der Teepflanze ist die ursprünglich japanische Kamelie. Ihren Namen erhielt sie zu Ehren des im Jahre 1661 in Brünn gebürtigen Botanikers Georg Joseph Kamel. Dass sie im Februar blüht, ist in der Pflanzenwelt eher ungewöhnlich. Deshalb ist es möglich, im Winter im Schloss Lysice eine Ausstellung zu besuchen, in der viele ihrer Arten präsentiert werden. Im hiesigen Gewächshaus können auch historische Gartenmöbel, Terrakottagefäßesowie alte Werkzeuge besichtigt werden. Das Schiebedach des hiesigen Feigenhauses ist technisch einmalig. Auch im Schloss Rájec nad Svitavou werden Kamelien gezeigt und können dort käuflich erworben werden.

Die weltgrößte Seerose – Victoria amazonica – wurde von Thaddäus Haenke entdeckt, der ebenfalls im heutigen Tschechien zur Welt kam. Hierzulande gibt es sie etwa im Botanischen Garten der Masaryk-Universität Brno und kann dort zusammen mit anderen essbaren sowie ungenießbaren exotischen Pflanzen bewundert werden.

Das Gewächshaus Lednice zählt zu den bemerkenswertesten Bauwerken seiner Art. Als seltenstes Ausstellungsstück gilt der 300 Jahre alte Encephalartos altensteinii. Es handelt sich wahrscheinlich um die wertvollste Gewächshauspflanze Tschechiens. Da sie der Gattung der Palmfarne angehört, ist ihre Langlebigkeit genetisch bedingt – diese Pflanzen gehören zu den weltältesten Organismen. Nicht umsonst heißen sie „lebende Fossilien“ oder „Saurier der Pflanzenwelt“.

In der Adventzeit werden in  der Orangerie von Stift Zwettl Kunstwerke aus Lebkuchen, etwa Lebkuchenhäuschen, Leckerbissen für Kinder und für erwachsene Naschkatzen ausgestellt. Das beweist, dass die Welt der Orangerien und Wintergärten nach wie vor attraktiv ist, vor allem dann, wenn die Natur draußen schläft, und wenn die Beete sowie der Rasen vom Schnee bedeckt sind.

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